Ein Plattfuß entschied die Meisterschaft

Die Entscheidung um den Meistertitel in der Formel 2 des Stockcar Racing Cups 2018 fiel im allerletzten Saisonrennen zu Gunsten von Andreas Gruber / Bei den Saloon Cars kürte sich Marco Steiner zum Champion / Anton Bock holte den Titel bei den Hecktrieblern, und Michael Kindl krönte sich zum Doppelmeister in der Jugendklasse

 

Mit einem hochdramatischen sechsten Renntag ging heute in Natschbach-Loipersbach die Stockcar Racing Saison 2018 zu Ende. 700 Zuschauer fieberten begeistert bei der Meisterkür in vier Klassen mit, und sogar der Wettergott war daran interessiert und schickte sein bestes Spätsommer-Programm zur Erde.

 

Formel 2

Hier war die Ausgangslage die brisanteste. Marcus Lechner aus Grafenbach hatte zum Finale nur zwei Punkte Vorsprung auf  Andreas Gruber aus Würflach mitgebracht. Und der Renntag begann für den Titelverteidiger gleich mit einem Schockmoment. Nach einer unverschuldeten Kollision mit Stockcar-Debütant Johann Ritzinger blieb der Bolide von Lechner mit abgerissener Lenkstange liegen und machte somit den Mechanikern in der Pause zum zweiten Vorlauf gehörigen Stress. Mit vereinten Kräften wurde Lechner wieder ein fahrtüchtiges Gefährt aufbereitet. Schön zu sehen, dass auch Lechners unmittelbarer Titelkonkurrent Andreas Gruber dabei mithalf, indem er seinem Kontrahenten passendes Werkzeug dafür zur Verfügung stellte. Nutznießer des Rennunfalls war freilich Gerhard Windstey aus Grafenbach, der sich gleich einmal 15 Punkte für den ersten Vorlaufsieg sichern konnte, Gruber wurde als Dritter, Lechner als Siebenter gewertet. – Zu diesem Zeitpunkt war Gruber mit drei Punkten Vorsprung auf Lechner Meister.

 

Im zweiten Vorlauf schlug dann Marcus Lechner zurück und holte mit seinem reparierten Fahrzeug sicher Platz eins vor Gehard Windstey, Andreas Gruber wurde Vierter. – Nun führte wieder Lechner mit fünf Punkten vor Gruber die Meisterschaft an.

 

Der dritte Vorlauf sah abermals Gerhard Windstey als Sieger, Marcus Lechner fuhr auf Platz vier, Andreas Gruber wurde Sechster. -  Lechner baute seinen Vorsprung vor den Finalläufen auf sieben Punkte gegenüber Gruber aus.

 

Mit dem Sieg im Finale setzte dann Andreas Gruber der Dramaturgie endgültig die Krone auf. Weil nämlich Marcus Lechner hinter Bernd Herndlhofer nur Dritter wurde, starteten beide Titelanwärter punktegleich ins absolut letzte Rennen, das Grande Finale der besten 20 Piloten.

 

Bevor es zum jedoch zum ultimativen Showdown kam, kamen Marcus Lechners Mechaniker jedoch noch einmal ins Schwitzen. Beim Auslaufen des Finalrennens brach am Boliden des Titelverteidigers nämlich noch eine Schraube an der hinteren Radaufhängung. Die Reparatur-Crew arbeitete neuerlich auf Hochtouren, und konnte wie zu Beginn des Tages rechtzeitig das Okay geben.

 

Im Grande Finale fiel die Entscheidung praktisch in der ersten Kurve. Marcus Lechner wollte eine Lücke im Feld nützen, doch die Stelle wurde dann zu eng und der Grafenbacher schlitzte sich am Boliden eines Konkurrenten den rechten Vorderreifen auf. Andreas Gruber hingegen nutzte die Chance und setzte sich gekonnt in Führung. Diese brachte der 45-jährige Würflacher zu Recht ins Ziel und durfte den Tränen nahe über seinen ersten Meistertitel jubeln.

 

Andreas Gruber: „Was soll ich sagen. Es ist ein großartiger Tag für mich. Meine Mechaniker haben toll gearbeitet, und ich habe den Lohn für eine super Saison kassiert. Dass Marcus das Missgeschick mit dem Reifen passiert ist, tut mir leid. Und auch Gerhard Windstey hat heuer viel Pech gehabt. Davon habe ich natürlich auch profitiert. Andererseits nur mit Glück wird man auch nicht Meister.“

 

Marcus Lechner erwies sich als fairer Verlierer: „Ich gratuliere dem Andi von ganzem Herzen. Er hat den Titel verdient. Zu meinem Reifendilemma muss ich sagen, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich habe gleich zu Beginn viel riskiert und leider alles dabei verloren. Trotzdem war es eine tolle Saison, mit der ich insgesamt gesehen zufrieden sein kann. Schade, dass die gigantische Leistung meiner Mechaniker heute nicht belohnt worden ist.“

 

Saloon Car Klasse

Bei den Saloon Cars präsentierten sich die Titelkandidaten von Beginn an in Topform. Sowohl der Neunkirchner Marco Steiner als auch Jürgen Ebner aus Ternitz gewannen zum Auftakt ihre Vorläufe. Während Ebner auch in seinem zweiten Vorlauf jubeln konnte, musste Steiner in den Vorläufen zwei und drei dem Grafenbacher Mario Kroffl sowie dem Gloggnitzer Thomas Hollerer den Vortritt lassen bzw. schaute er, sein Auto möglichst schonend durch den Verkehr zu manövrieren. Jürgen Ebner ließ in seinem dritten Vorlauf als Dritter (hinter Oliver Giefing und Raphael Steiner) Punkte liegen, womit Marco Steiner mit 48 Punkten Vorsprung in die Finalläufe ging. – Den unschönen Punkt des Tages setzte es im B-Finale der Saloon Cars. Dort fabrizierte Norbert Klein mit seinem Golf 3 GTI einen spektakulären Überschlag, woraufhin der 25-jährige Wiener mit Verletzungen unbestimmten Grades ins KH Wiener Neustadt gebracht werden musste. – Mit einem Hoppala im A-Finale machte Marco Steiner auch hier die Sache noch eng. Nach einem Konzentrationsfehler landete er im Reifenstapel und blieb dort hängen, was im Endeffekt nur Platz acht ergab und Kontrahent Jürgen Ebner, der den dritten Platz holte, die Gelegenheit bot, wichtige Punkte aufzuholen. Steiner blieben für das Grande Finale 38 Zähler Vorsprung auf Ebner.

 

Das Grande Finale fand in zwei Teilen statt. Nach sechs Runde musste es wegen eines Überschlags angebrochen werden. Nach dem Restart knallte ausgerechnet Meisteranwärter Marco Steiner in den Reifenstapel und blieb dort hängen. Jürgen Ebner fuhr hinter Sieger Erwin Ostler auf Platz fünf, und somit begann das Rechenspiel, das am Ende Marco Steiner mit 25 Punkte Vorsprung auf Jürgen Ebner als neuen Saloon-Car-Meister auswies.

 

Meister Marco Steiner: „Das hätte ich mir nicht zu träumen gewagt. Letztes Jahr bin ich noch in der Jugendklasse gefahren, und heuer hole ich gleich in meiner ersten Saison bei den Erwachsenen den Meistertitel. Ich kann mich nur bei allen bedanken, die mir dabei geholfen haben.“

 

Hecktrieb-Klasse

In der Heckklasse setzte gleich einmal Gerald Koloc eine Duftmarke und holte sich den ersten Vorlauf. Harald Christoph aus Steinakirchen, ebenfalls noch mit  Titelchancen behaftet, folgte auf Rang zwei, während Topfavorit Anton Bock aus Würflach nur als Fünfter ins Ziel kam.

 

Auch hier machte jedoch der Saisondominator in weiterer Folge ernst. Anton Bock ließ in den Vorläufen zwei und drei alle seine Verfolger hinter sich, und ging mit einem relativ komfortablen 47-Punkte-Polster auf Harald Christoph in den finalen Tagesabschnitt.

 

Den Finallauf machte wiederum Gerald Koloc zu seiner eigenen Show. Der Gloggnitzer gewann fast fünf Sekunden vor Markus Schöngrundner aus Wörth. Die Meisteranwärter Harald Christoph und Anton Bock landeten auf den Rängen vier und fünf, womit Bock seine Favoritenstellung für das Grande Finale aufrechterhalten konnte.

 

Im Grande Finale machte Harald Christoph seinen Meisterkonkurrenten Anton Bock noch gehörig nervös. Während Christoph nämlich das Rennen gewann und 50 Punkte holte, rutschte Bock schon nach vier Runden aus der Bahn und beendete den Lauf nur auf Rang sieben. Im Endeffekt blieben Bock noch 24 Punkte Vorsprung und somit der verdiente Meistertitel. Meisterschafts-Dritter wurde hinter Christoph Titelverteidiger Gerald Koloc.

 

Meister Anton Bock hat viel vor: Das war ein echtes Herzschlag-Finish. Eigentlich habe ich geglaubt, dass der Meistertitel schon weg ist, aber es ist sich dann punktemäßig doch ausgegangen. Nach dem vielen Pech, das ich vor zwei Jahren hier gehabt habe, fühle ich mich jetzt als Champion  wirklich gut. Nächstes Jahr werde ich meinen Titel in der Hecktrieb-Klasse verteidigen, aber auch bei den Saloon Cars an den Start gehen.“

 

Jugendklasse

In der Jugendklasse war einmal mehr der 17-jährige Michael Kindl eine Klasse für sich. Der Puchberger war schon vor dem letzten Renntag mit fast unaufholbarem Punktevorsprung nach Natschbach gekommen und gewann auch alle seine drei Vorläufe. Dass auch Verfolger  Marius Scherz aus Breitenau sämtliche seiner drei Vorläufe gewinnen konnte, war daher für die Titelrechnung nicht wirklich relevant. Kindls Vorsprung blieb bei 95 Zählern und somit war der Sack für ihn bereits vor dem Finale zugeschnürt. Michael Kindl konnte seinen Vorjahrstitel erfolgreich verteidigen. Mit dem Sieg und weiteren 40 Punkten im abschließenden Finale setzte der junge Niederösterreicher ein Ausrufezeichen hinter eine überragende Saison.

 

Michael Kindl: „Das war schon ein echt starkes Jahr. Wenn ich alle meine Läufe zusammenzähle, kann ich auf 21 erste und drei zweite Plätze zurückblicken. Das lässt sich schon herzeigen. Der doppelte Meistertitel bedeutet mir schon viel.“   

 

Die jeweiligen Tagessiege (weil Punktebesten) des sechsten Renntags gingen an Bernd Herndlhofer (Formel 2), Jürgen Ebner (Saloon Cars),  Harald Christoph (Heckklasse) und  Michael Kindl (Jugendklasse).

 

 
 
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